Für Schweizer Unternehmen stehen die Gefahren für die globalen Handelssysteme im Vordergrund. Die Angst vor einer bevorstehenden Rezession ist für die Führungskräfte in der Schweiz im Vergleich zu ihren globalen Konkurrenten viel weniger ein Problem, während die Volatilität ihrer Währung weiterhin eine Herausforderung darstellt.

Im Austausch mit Schweizer Führungskräften – u.a. im Rahmen eines Business Breakfast am 3. Juli 2019 in Zürich – erläuterten sie ihre Besorgnis darüber, was vor ihnen liegt, und ihre Vision, wie Unternehmen im Jahr 2025 und darüber hinaus wachsen werden.
Mit Blick auf die Digitale Transformation stehen folgende Aufgaben bei Schweizer Unternehmen im Vordergrund:
  • Viele Schweizer Unternehmen kämpfen auf ihrem Weg zur digitalen Transformation; hierbei stellt die Unternehmenskultur ein entscheidendes Hindernis dar.
  • Wie in Deutschland auch müssen Unternehmen in der Schweiz schnell von der Installationsphase des Experimentierens mit digitalen Plattformen zur Bereitstellungsphase der kreativen Disruption übergehen, die zur raschen Akzeptanz von Produkten und Dienstleistungen führt und sich in Finanzergebnissen niederschlägt.
  • Die Gefahr in einer sich verlangsamenden Wirtschaft besteht in der Versuchung, sowohl Zeit als auch Ressourcen für Investitionen in die digitale Zukunft zu sparen, um die kurzfristigen Ergebnisse zu steigern und die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden. Wichtig für den zukünftigen operativen Erfolg ist deshalb eine Ausgewogenheit zwischen langfristiger Vision und kurzfristiger Leistung.
  • Eine digitale Ethik wird zum Wettbewerbsvorteil, denn: „Servitization“ – Dienstleistung anstatt oder zusätzlich zum Produkt – ist in; reine Produktorientierung ist out.
  • Die Umsetzung operativer Massnahmen, die aus der Strategischen Personalplanung abgeleitet wurden, gestaltet sich zunehmend schwierig.  Schweizer Führungskräfte sehen den Mangel an qualifizierten Fachkräften als eines der Hindernisse für Innovation an. Daneben sollte die Qualität der formalen Aus- und Weiterbildung, sowie das Angebot abteilungsübergreifender Rotationsmöglichkeiten verbessert werden. Schliesslich geht es darum, Führungskräfte für digitale Erlebnisse zu begeistern.

Die ganzheitliche Sicht Schweizer Führungskräfte auf das nachhaltige Unternehmen der Zukunft konzentriert sich auf Talente und Wertschöpfung. Erfolgreiche Unternehmen der Zukunft sehen Nachhaltigkeit als Werttreiber für Wachstum und als Instrument zur Bindung und zum Engagement von Talenten an.

Fazit

In der Schweiz liegt der Schwerpunkt stärker auf der Steigerung der Produktivität, des Umsatzwachstums und der Kosteneinsparung, während weltweit verstärkt darauf geachtet wird, wie Technologie Entscheidungshilfen bietet und als Instrument zur Anwerbung und Bindung von Talenten dient.

Der Mangel an Talenten und Ressourcen spielt in der Schweiz (noch) eine geringere Rolle als anderswo, während die Unternehmens- resp. Innovationskultur ein stärkeres Hindernis zu sein scheint. Meine persönliche Meinung ist, dass Schweizer Unternehmen vergleichsweise reif sind im Thema Digitale Transformation und eben deshalb das Thema Kultur so hoch priorisieren. In anderen Ländern ist die Kultur kein Deut besser, nur versucht man dort noch, an „operativen Stellschrauben“ zu drehen, die an einer veralteten Kultur festhalten und losgelöst sind von neuen, strategischen Leitplanken.