Der Countdown läuft: Je früher Unternehmen den Planungsprozess zur Erfüllung der neuen CSRD-Anforderungen einleiten, desto reibungsloser verläuft der Übergang und sie treten in Kraft – bei der Publikation dieses Beitrages in genau 32 Tagen, 12 Stunden, 6 Minuten und 12 Sekunden.

Mit Corporate Social Responsibility (CSR) lösen sich Unternehmen von einem eindimensionalen Gewinnmaximierungsziel und öffnen sich einer Triple Bottom Line. Dabei stehen gleichermaßen ökonomische, ökologische und soziale Ziele im Mittelpunkt.

Die Verabschiedung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und den damit verknüpften European Sustainability Reporting Standards (ESRS) bringt große Veränderungen mit sich und schafft höhere Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die Gründe für eine Nachhaltigkeitstransformation  sind vielfältig und reichen von höherer Transparenz, über Nutzung der Vorgaben als Trigger, bis hin zur Einbettung der Standards in die Nachhaltigkeitsstrategie.

Aus den ersten praktischen Erfahrungen rund um CSRD – sicherlich werden noch viele hinzukommen – lassen sich bereits interessante Erkenntnisse ableiten. Auf die Top 3 möchte ich im Folgenden eingehen:

  • nachhaltige Unternehmensstrategie und -kultur,
  • nahtlose Datenkonnektivität und automatisierte Analysen, sowie
  • kennzahlengestützte CSRD-Implementierung und Kommunikation.

Nachhaltige Unternehmensstrategie und -kultur

Die Entwicklung einer nachhaltigen Unternehmensstrategie unterscheidet sich nicht signifikant vom klassischen Strategieprozess. Es geht um Märkte, Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken, Wettbewerber, Stakeholder u.v.m. Eine nachhaltige Unternehmensstrategie zielt darauf ab, ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit in die Geschäftsprozesse zu integrieren.

Wesentlichkeitsanalyse

Hervorzuheben ist die sog. Wesentlichkeitsanalyse. Dabei handelt es sich um ein Verfahren zur Identifizierung der wichtigsten Nachhaltigkeitsthemen für ein Unternehmen nach dem Prinzip der doppelten Wesentlichkeit: finanzielle Wesentlichkeit (outside-in; Chancen und Risiken) und Wesentlichkeit der Auswirkungen (inside-out; Mensch und Umwelt). Stakeholder – Kund:innen, Investoren, Banken, Mitarbeiter:innen etc. – sind möglichst frühzeitig einzubinden. Detaillierte Ausführungen finden sich hier.

Als Grundlage dienen i.d.R. die 17 Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen.
Konkretes Beispiel: Ein Unternehmen, das soziale Nachhaltigkeit besonders in den Fokus rücken möchte, hat beispielsweise die Ziele

  • 3 (Good Health and Well-Being),
  • 4 (Quality Education) und
  • 5 (Gender Equality)

ausgewählt.

Das Ergebnis einer Wesentlichkeitsanalyse ist eine Liste der wichtigsten Nachhaltigkeitsthemen, die das Unternehmen angehen sollte, um seine Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern. Diese Liste bildet die Grundlage für die Festlegung von Zielen und Indikatoren.

Operationalisierung der Strategie

Leser:innen meiner Blogbeiträge wissen, was nun kommt: die X-Matrix. Denn: Ist die übergeordnete Strategie klar, müssen davon konkrete Ziele und entsprechende Maßnahmen, Themenverantwortliche, sowie Messgrößen und Indikatoren abgeleitet werden. Lt. aktueller PwC-Studie erheben bereits 61 Prozent der befragten Unternehmen KPIs für die CSRD-Berichtspflichten.

Investoren interessieren sich mit Blick auf das Human Capital Management v.a. für zwei Aspekte:

  1. Wie trägt HCM zur Risikovermeidung bei?
  2. Welche Werttreiber für den Unternehmenserfolg kann HCM positiv beeinflussen?

Könnten Sie auf diese Aspekte fundierte Antworten geben?

Ein solches Vorgehen ist keine rein sachlogische Vorgehensweise, sondern eine Revolution des Denkens. Es gilt, von der Zukunft her zu denken. Effizienz muss vor Effektivität weichen, denn Innovationen sind selten effizient.
Mit dem richtigen Mindset und einer strategischen Herangehensweise warten hier jede Menge Möglichkeiten, die es für das jeweilige Unternehmen zu entdecken gilt.

Nahtlose Datenkonnektivität und automatisierte Analysen

Zahlreiche Unternehmen haben beim Blick in die von der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) veröffentlichten Datenpunkte zur Set 1 der ESRS mit internen Datenherausforderungen zu kämpfen, sodass die Idee, mehrere Datensätze – auch von Partnern und Dritten – zu beschaffen und zu aggregieren, schier unmöglich erscheinen kann. Zu den häufigsten Herausforderungen zählen die Datenverfügbarkeit, deren Beschaffung und Rückverfolgbarkeit, sowie die Datensicherheit.

Vorsicht bei der MS-Excel-Nutzung

Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen gab in der bereits zitierten PwC-Studie an, dass sie zur CSRD-Implementierung den Einsatz von Softwarelösungen planen. MS-Excel scheint für die Befragten die beliebteste Lösung zu sein, obwohl hiermit einige Nachteile verbunden sind:

  • Dateneingabe und -referenzierung, sowie Formelerstellung sind äußerst fehleranfällig,
  • das Programm erlaubt keine sichere, nachprüfbare Dokumentation,
  • verschiedene Bearbeitungsversionen sind nicht lückenlos nachvollziehbar,
  • der Import und Export von Daten aus und in andere Systeme ist fehlerbehaftet, und
  • das Nutzerrollenmanagement und die potenzielle Veränderbarkeit von Inhalten sind problematisch.

MS-Excel ist damit vor dem Hintergrund einer künftigen Prüfung keine optimale Softwarelösung für das Reporting.

Sich wiederholende Prozesse und Aufgaben kosten Analyseteams nach meinen Beobachtungen 85 % und mehr ihrer Zeit. Eine Automatisierung sich wiederholender Workflows würde nicht nur die Transparenz verbessern, sondern kann Unternehmen zusammen mit KI und anderen Technologien dabei helfen, die quantifizierten Aufwände und Kosten signifikant zu senken und die Effektivität ebenso deutlich zu steigern. Ein Beispiel unter sicherlich zahlreichen, das diese Potenziale „hebt“, ist Alteryx AiDIN.

CSRD-Softwarelösungen

Hierzu möchte ich an dieser Stelle nur soviel anmerken: Das Operating Model der STRIM bindet Alteryx und Visier mit ein. Folgende Leitfragen helfen Ihnen bei Ihren Entscheidungen:

  • Kann die Lösung nahtlos eine Verbindung zu mehreren Datenquellen herstellen und problemlos umfangreiche und komplexe Datenintegrationen durchführen?
  • Kann die Lösung automatisiert werden, um den umfangreichen manuellen Aufwand und die hohen Kosten für die Normalisierung und Vorbereitung von Nachhaltigkeitsdaten zu verringern?
  • Ist die Lösung dynamisch und flexibel, um Änderungen in der gesamten CSRD-Landschaft zu berücksichtigen und gleichzeitig die Data-Governance-Standards einzuhalten?
  • Fördert die Lösung eine Innovationskultur mit Self-Service-Low-Code/No-Code-Funktionen, die dazu beitragen, ein breites Spektrum von Benutzern zu unterstützen – vom Datenneuling bis zum Datenwissenschaftler?
  • Kann die Lösung über das CSRD-Datenmanagement hinausgehen, um analytische Erkenntnisse für alle Entscheidungsträger aufzudecken und bereitzustellen?

Kennzahlengestützte CSRD-Implementierung und Kommunikation

Als wäre das bisher nicht schon herausfordernd genug, geht es nun um Disziplin und Konsequenz in der Umsetzung. Diese scheitert häufig an fehlender Transparenz, fehlender Fokussierung, unklaren Verantwortlichkeiten, ungenügendem Transformationsmanagement und stetem Widerstand gegen Veränderungen.

Bezogen auf CSRD sind v.a. die Komplexität in der technischen Umsetzung, Ressourcenengpässe, Zeitdruck, fachliche Anforderungen und fehlende Expertise, sowie organisatorische Verankerung inklusive klarer Verantwortlichkeiten als Herausforderungen bei der Implementierung zu nennen.
Insbesondere die Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette sowie die oben skizzierte Datengrundlage erhöhen die fachliche Komplexität.

Diese Gründe sind wohl wesentlich dafür, dass laut bereits zitierter PwC-Studie 16 % der befragten Unternehmen mit der CSRD-Implementierung noch gar nicht begonnen haben.

Allerdings verpflichten CSRD und ESRS Führungskräfte dazu, Nachhaltigkeitsthemen zu analysieren, gesetzte Ziele transparent zu machen und die Zielerreichung zu messen! Kennzahlen, Berichte und Reviews helfen, Fortschritte zu evaluieren und auf mögliche Probleme zu reagieren. Auf diese Weise gewonnene Erkenntnisse fließen in Projekt- bzw. Programmberichte und einen Gesamt-CSR-Bericht ein und bilden die Grundlage für eine permanente und transparente Kommunikation – sowohl unternehmensintern, als auch unternehmensextern.

Deshalb: Fangen Sie an, lernen Sie von anderen und bilden Sie starke Partnerschaften. Eine an anderer Stelle zitierte McKinsey-Studie hebt sieben organisatorische Merkmale hervor, die Unternehmen auszeichnen, die bzgl. der CSRD-Implementierung auf einem guten Weg sind.

Fazit

Die CSRD bedeutet für viele Unternehmen signifikante Herausforderungen auf technischer, organisatorischer, prozessualer und finanzieller Ebene. Unternehmen müssen sich entsprechend auf die mit der CSRD einhergehenden Anforderungen einstellen und vorbereiten. Welches Vorgehensmodell dabei zum Einsatz kommt (3, 5, x Phasen) ist meines Erachtens zweitrangig.

Unternehmen müssen innerhalb kürzester Zeit viele Themen bearbeiten und zum Teil komplett neu erarbeiten. Der dadurch entstehende Zeit- und Ressourcenaufwand ist erheblich. Die Komplexität der technischen Umsetzung stellt für die meisten Unternehmen ebenso eine große Hürde dar. Hinzu kommen die fachlichen Anforderungen bei gleichzeitig fehlender Expertise.

Für Personalverantwortliche, die sich v.a. für ESRS S1 Own Workforce interessieren, hat Visier 10 Fragen zusammengestellt, womit der aktuelle CSRD Readiness Score ermittelt werden kann. Welchen Score hat Ihr Unternehmen? Freue mich auf einen wertvollen Austausch!