In den vergangenen zehn Jahren hat sich das Executive Coaching von punktuellen Verhaltenskorrekturen zu einem effektiven Entwicklungswerkzeug entwickelt. Immer häufiger nutzen Unternehmungen Executive Coaching, um dadurch unternehmensweit Geschäftsergebnisse zu verbessern. Welche neuen Erkenntnisse liefert die anwendungsorientierte Forschung? Welche Rolle spielen Executive Coaches?

Im Spätsommer 2016 bin ich darauf eingegangen, wie sich Executive Coaching weiterentwickelt hat, weil sich der Arbeitsplatz verändert hat (Stichwort: BOCA-Arbeitsplatz).

Im Frühjahr desselben Jahres habe ich folgende Kernaussagen zur Diskussion gestellt:

  • Der Erfolg in der Vergangenheit ist in hohem Masse irrelevant. Der beste Weg, um mit der Komplexität unserer Welt umzugehen, ist, flexibel zu sein und neue Dinge zu versuchen.
  • Heute, wo der Pfad kurvenreich ist und die Sicht unscharf, benötigen Organisationen Führungskräfte, die mutig sind und Zusammenarbeit fördern.
  • Ein Dauer-Paradoxon besteht zwischen dem Status quo und der innewohnenden Schwierigkeit, diesen zu verbessern. Dieses Paradox war die Geburtsstunde von Begriffen wie „die brennende Plattform“ und „Schmerz-Kontinuum„. Kurz gesagt, kurbelt Schmerz Wachstum an.
  • Veränderungen und Fortschritte eröffnen Coaches neue Wege zu arbeiten.

Heute stelle ich Ihnen einige Erkenntnisse vor, die im März dieses Jahres auf einer Konferenz in New York City mit über 140 Praktikern und Experten diskutiert wurden; dies in der Hoffnung, diese Diskussion im Blog mit Ihnen fortzusetzen und zu vertiefen.

Mit Blick auf Einzelpersonen gilt: Um dauerhafte persönliche Veränderungen zu erreichen, muss die Lücke zwischen „wissen“ und „tun“ geschlossen werden.

Das Arbeiten durch negative Emotionen ist ein herausfordernder, aber wesentlicher Schritt, um Massnahmen zu ergreifen und dauerhafte Veränderungen zu bewirken. Das erfordert, tief in gewisse emotionale Auslöser in uns zu tauchen, die in die folgenden Kategorien unterteilt werden können (Akronym SCARF):

  • Status: Alles, was unsere wahrgenommene oder gewünschte Position in der Welt bedroht.
  • Certainty / Gewissheit: Alles, was das Gefühl der Kontrolle über das Leben und das Schicksal gefährdet.
  • Autonomie: Ängste, die unser Gefühl der Unabhängigkeit und Freiheit destabilisieren.
  • Relationships / Beziehungen: Alles, was unsere Beziehungen bedroht oder uns weniger sympathisch macht.
  • Fairness: Das Gefühl, dass die Welt in einer Weise funktioniert, die ungerecht ist oder nicht zu unserem Nutzen.

Unsere Köpfe zwingen uns, jede Situation zu vermeiden, welche die oben beschriebenen negativen Emotionen auslöst. Doch anstatt dieses Phänomen in einem negativen Licht zu sehen, erkennen wir, dass wir programmiert sind, um ein emotionales „Immunsystem“ zu entwickeln, das unseren Geist vor dem Ärger bewahrt.

Sobald man die belastenden Gedanken oder Unsicherheiten, die von den Zielen abhalten, identifiziert hat, wendet man diese Gedanken in eine umsetzbare (Selbst-)Verpflichtung, die helfen wird, sich durch dieses Problem zu arbeiten.

Sie können ein Problem nur dann lösen, wenn Sie zurücktreten können und das System des inneren Dialogs erkennen, das dieses Problem auslöst. Das ist keine Pop-Psychologie, sondern eine umsetzbare Vorlage für das Verschieben eines Dilemmas von Subjekt zu Objekt.

Mit Blick auf Unternehmen gilt: Die Wirksamkeit des Executive Coaching kann und sollte gemessen werden.

Unabhängig davon, ob Executive Coaching von externen Coaches oder in der Coaching-Methodik ausgebildeten Führungskräften und Mitarbeitenden durchgeführt wird, kann es messbare, lang anhaltende, positive Auswirkungen auf jedes Unternehmen haben, einschliesslich:

  • besserem und beschleunigtem Lernen,
  • der Entwicklung von Fähigkeiten zum kritischen Denken,
  • verbesserter Leistung bei der Führung von Teams,
  • nachhaltigem organisatorischen Wandel, sowie
  • gesteigertem Selbstbewusstsein Führender.

Es empfiehlt sich, sowohl Pre- als auch Post-Engagement-Coaching-Umfragen durchzuführen – beispielsweise die 10 Prinzipien der Eigenanalyse oder das MCCL model -, um eine bestehende Grundlinie zu etablieren und die Auswirkungen von Coaching-Bemühungen vor, während und nach einem Executive Coaching-Programm zu evaluieren.

Um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, verwenden Sie Engagement-Coaching-Umfragen unter Einbindung von Ja/Nein- und Multiple-Choice-Fragen, Bewertungen und Fragen mit erweiterten Antwortoptionen, um eine grössere Breite und Tiefe von Erkenntnissen und Daten zu sammeln.

Die Schulung von Mitarbeitenden zu internen Coaches mit Hilfe eines spezialisierten Programms oder einer Zertifizierung können einem Unternehmen bis zu 20% der Kosten einsparen im Vergleich zu einem externen Engagement. Häufig ist der Nutzen eines externen Coaches jedoch vergleichsweise höher, da über Unternehmensgrenzen hinweg Erfahrungen mit einfliessen.

Die Auswirkungen von Executive Coaching können auch in den Karrieren von Einzelpersonen nachvollzogen werden, die Coaching erhalten haben. Bei einem grossen Biotechnologie-Unternehmen wurde das Executive Coaching mit 38.000 US-Dollar erhöhten jährlichen Einnahmen über diejenigen, die es nicht erhalten haben, korreliert.

Mit Blick auf Frauen gilt: Sie stehen vor zusätzlichen Herausforderungen, aber ihre Lektionen kann jeder anwenden.

Viele Unternehmen verlassen sich leider immer noch auf veraltete Organisationsmodelle, als es nur wenige Frauen in der Belegschaft gab. Das ist nicht nur schlecht für die Frauen – es ist v.a. schlecht für die Wirtschaft.

Um mit Herausforderungen wie geschlechtsspezifischen Stereotypen, Work-Life-Balance und Schwierigkeiten bei der Schaffung eines starken professionellen Netzwerks umzugehen, benötigen Frauen gewisse Fähigkeiten, um Resilienz nach Karriere-Rückschlägen aufzubauen. In diesem Fall bedeutet „gedeihen“ nicht nur so gut wie früher, sondern in einer besseren Position als früher.

Zuerst klären Sie deshalb bitte den Zweck Ihrer Karriere. Konzentrieren Sie sich auf das Verständnis Ihrer Werte, Leidenschaften, Mission und Ziele, um Ihren Sinn für Optimismus zu stärken. Dann richten Sie Ihr Verhalten an Ihrer Mission aus und ergreifen Massnahmen. Fragen Sie sich selbst:

  • Wie habe ich Dinge vor Kurzem gesehen?
  • Wie oft denke ich darüber nach?
  • Was ist mein Langstreckenplan, um die Lücke zu schließen?
Machen Sie den Aufbau von Selbstbewusstsein zu einer Priorität auf Ihrer Karrierereise. Bilden Sie Bewusstsein für Ihre Gedanken, Emotionen und die Entwicklungen, die passieren müssen, um Ihre Belastbarkeit zu verbessern und Ihr Verhalten zu steuern. Betrachten Sie die folgenden Fragen:
  • Was sind meine Erfolgsbeiträge?
  • Was ist meine Entwicklung?
  • Was sind meine Auslöser oder zentralen Streitpunkte, die mich zurückhalten?

Verbessern Sie Ihr Selbstbewusstsein und verwirklichen Sie Ihre Stärken. Durch die Verbesserung des körperlichen, emotionalen und geistigen Wohlbefindens können Sie Ihre Energie steigern und sich vor Stress impfen. Die richtige Selbstversorgung umfasst Diät, Sport, Schlaf, Emotionen sowie spirituelle Bedürfnisse.

Executive Coaches müssen kontinuierlich innovativ sein, um die Relevanz in der heutigen dynamischen Wirtschaft zu behaupten.

Einige Unternehmen stellen Programme vor, die es Mitarbeitern ermöglichen, mit einem Klick ein persönliches Coaching einzuleiten. Sie klicken auf einen Link, lesen Bios von verfügbaren Trainern und verbinden sich mit ihnen 1:1, um Karriereziele zu diskutieren.

Massive Mobilität und lebenslanges Lernen sind die beiden einflussreichsten Trends im Executive Coaching. Die heutige Belegschaft ist mobiler denn je, mit einer zunehmenden Zahl internationaler und räumlich entfernt tätiger Arbeitnehmer. Darüber hinaus sind sich viele Leistungsträger darüber im Klaren, dass das, was sie heute wissen, morgen nicht mehr relevant sein kann, so dass sie ständig neue Wege suchen, um sich selbst anzutreiben und mehr zu lernen.

Immer mehr Organisationen bilden interne Mitarbeitende aus, um als Executive Coaches für ihre Kollegen zu agieren. Die Übereinstimmungen basieren auf Kriterien wie Berufserfahrung, Funktion innerhalb der Organisation und Muttersprache.

Dynamische Erfahrungen sind entscheidend für Erfolg im Executive Coaching. Zahlreiche Unternehmen bieten Coaching während des gesamten Lebenszyklus einer Karriere an.

Wir müssen lernen, mehr mit weniger und (noch) mehr mit mehr zu tun

Die Führung von innen wird zunehmend zur Norm im heutigen Geschäftsökosystem. Mehr Organisationen erkennen die Notwendigkeit, zukünftige Führungskräfte zu pflegen. Allerdings ist die Kostenwirksamkeit immer ein Anliegen. Wie können Führungskräfte ein effektives Executive Coaching-Programm implementieren, das eine dauerhafte Veränderung schafft und gleichzeitig ein Budget beibehält, das durch das Endergebnis angetrieben wird?

Für die heutigen Coaches ist die ständige Frage: „Wie können wir mit immer weniger mehr tun?“ Fragen Sie sich deshalb:

  • Wie können wir unsere Programme erweitern, ohne zu viel Budget dafür auszugeben?
  • Wie können wir das Sourcing für interne Jobcoaches optimieren?
  • Wie können wir unseren Zeitaufwand optimieren?
  • Wie können wir unser Coaching-Programm mit den Geschäftsergebnissen verbinden?

Der Humankapital-Aspekt des Coachings ist die Schaffung einer Strategie, wo jeder gewinnt. Falls es sich um einen cholerischen Führenden handelt, wie man den Konflikt besser beherrschen kann; wenn es sich um einen Aufstrebenden handelt, wie er beispielsweise Vertrauen in Besprechungen ausstrahlen kann. Die lohnenswerteste Arbeit besteht darin, anderen zu helfen, ihre Karriere nachhaltig zu verändern, was positiv auf das Endergebnis der jeweiligen Organisation wirkt.

Beim Coaching geht es letztlich darum, menschliche Verbindungen einzugehen. Coaches bringen Sinn in Organisationen und schaffen eine Verbindung zwischen Anspannung, Kraft und Fähigkeiten jeder Führungskraft!

Fazit

Um eine dauerhafte positive Veränderung in unserem beruflichen und persönlichen Leben zu bewirken, müssen wir zuerst verstehen, was unseren besten Absichten im Wege steht. Danach sollten wir Energie in die konkrete Umsetzung von Massnahmen investieren, um diese Hürden zu überwinden.

Die Ergebnisse des Executive Coaching sollten mit einer zuverlässigen, quantitativen Analyse nachgehalten werden. Wenden Sie – in Anlehnung an Donald Kirkpatrick – das folgende Modell an, um zu evaluieren, was Ihre Coaching-Bemühungen bewirken:

  • Reaktion: Misst die Teilnehmerzufriedenheit und erfasst geplante Aktionen.
  • Lernen: Misst Veränderungen in Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen.
  • Umsetzung: Evaluiert Veränderungen im Verhalten am Arbeitsplatz oder bei Aktivitäten.
  • Geschäftliche Effekte und Auswirkungen: Misst Veränderungen bei Variablen, die einen Einfluss auf geschäftliche Auswirkungen haben.
  • Return on Investment: Vergleicht Nutzen mit Kosten und ermittelt die Rendite getätigter Bildungs-/Coaching-Investitionen.

Gemäss Aussagen des Weltwirtschaftsforums kann die derzeitige geschlechtsspezifische Lohnlücke bis zu einem Jahrhundert noch andauern. Darüber hinaus sinken bei Frauen – nach zwei Jahren in der Belegschaft – die Laufbahnerwartungen um durchschnittlich 60% und ihr Vertrauen um 50%. Vor diesem Hintergrund war Executive Coaching für Frauen niemals wichtiger als heute. Frauen können und sollten persönliche Verantwortung für ihre Karriere übernehmen, indem sie sowohl harte als auch weiche Fähigkeiten entwickeln, um eine grössere Karriereelastizität zu bieten. Dies gilt übrigens auch für Männer.

Innovation ist die Visitenkarte aller Teams, die in den kommenden Jahren stark sein wollen. So wie Kunden sofortige Befriedigung und guten Service suchen, sucht das Talent eines Unternehmens die schnellsten und effizientesten Möglichkeiten, um Fähigkeiten und Potenziale auszubauen. Hierzu gibt es viele Werkzeuge. Executive Coaching – effektiv aufgesetzt – ist definitiv eines davon!