Zusammenfassung:

Innovationen gehören weltweit zu den grössten Herausforderungen befragter CEOs. Aufgrund der Wirtschaftsentwicklungen der letzten Jahre sind sie gefordert, mit weniger Kapitaleinsatz in F&E eine höhere Rendite und letztlich Umsatzwachstum zu erwirtschaften.

 

Im derzeitigen finanziellen Klima niedrigen Wachstums bleiben nur wenige Optionen übrig, um neue Umsätze zu generieren und Wertschöpfung zu steigern. Eine bedeutende Quelle für Umsatzwachstum und Wertschöpfung, die bisher nicht in ihrem vollen Potenzial ausgeschöpft wurde, ist Innovation. Dabei ist Innovation – so das Ergebnis einer aktuellen CEO Studie von PricewaterhouseCoopersder Wachstumshebel mit sehr grossem Einfluss auf Kurssteigerungen und Umsatzwachstum.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt der CEO Challenge 2013 Report von The Conference Board in New York. In einem Interview hierzu stellte die Ressortleiterin dieses Boards zum Thema Human Capital, Rebecca Ray, nüchtern fest: “Innovative Talente treiben das Unternehmenswachstum an.” Bemerkenswert an dieser Aussage ist: Während die Technik lange Zeit ausschlaggebend dafür war, sich mit dem Thema Innovation zu befassen, fanden neuere Studien heraus, dass Innovation in hohem Mass abhängig ist von Aspekten des Humankapitals.

Wir stellen fest, dass Unternehmen, die sowohl ihren Umsatz als auch ihren Gewinn steigern konnten, vor allem eines geschafft haben: sie beherrschen die Balance zwischen Kostensenkung, um kurzfristig zu überleben, und gezielter Investition in Innovationen, um ihr Geschäft auf längere Sicht profitabel auszubauen.

In der heutigen, langsam wachsenden Geschäftsumgebung, ist Innovation ein zweischneidiges Schwert. Es ist dein Freund – und es kann sicherlich dein Feind sein. Man denke nur an einige der weltweit bekannten Kultmarken (Kodak, Sharp, SAAB), die wegen ihrer Unfähigkeit, sich anzupassen, sich neu zu erfinden und Innovationen in gleichem Tempo wie die Konkurrenz voranzutreiben, in schwere Bedrängnis geraten sind. Das aktuellste Beispiel ist wohl Apple, das nach dem Tod von Steve Jobs bei Neuentwicklungen keine gute Figur abgibt (Beitrag von Kristian Klooß in manager magazin online vom 23. Juli 2013) und ein echtes Innovationsproblem zu haben scheint.

Die Top 10 Strategien zur Unterstützung von Innovationen

Etliche der Top 10 globalen Strategien zur Unterstützung von Innovationen stehen mit Humankapital in Verbindung.

  • Schaffung einer Kultur der Innovation,
  • Entwicklung der Innovationsfähigkeit für alle Mitarbeitende, und
  • Finden, emotionales Binden und Schaffen von Anreizen von/für Schlüsseltalente(n)

sind drei der fünf Top-Strategien in Europa und den Vereinigten Staaten. Die Humankapital-Funktion spielt damit eine entscheidende Rolle in diesen Strategien

  • durch die Schaffung von Beweglichkeit (agility) innerhalb der Organisation,
  • durch die Betonung der Vielfalt des Denkens (diversity of thought) in der Leadership Pipeline, und
  • durch die Zusammenführung von Führungskräften mit den Fähigkeiten (skills) und Kompetenzen (competencies), die erforderlich sind, um cross-funktionale und multi-kulturelle Teams zu führen, die Innovationsprozesse erfolgreich begleiten und umsetzen.

Für CEOs in Asien und den Vereinigten Staaten spielt zusätzlich noch die Einbindung strategischer Allianzen mit Kunden, Lieferanten und / oder Geschäftspartnern eine sehr wichtige Rolle.

Aktuelle Leitfragen zum Thema Innovation

Nun stellen sich folgende Fragen:

  • Welche Vorgehensmodelle sind empfehlenswert?
  • Welche Kennzahlen sollte man berücksichtigen?
  • Welche Faktoren sind als erfolgskritisch anzusehen?

Zur Frage 1: Vorgehensmodelle

Die Autoren A. Kandybin und M. Kihn skizzieren in ihrem Beitrag „Raising Your Return on Innovation Investment“ die sog. „three pillars of innovation“. Etwas umfassender beschreibt Robert F. Brands die „8 Steps To Perfect New Product Development“. Der umfassendste Ansatz liefert meines Erachtens Arthur D. Little mit seinem Innovation Excellence Model. Kurzbeschreibungen zu diesen Modellen finden sich in der Präsentation.

Gemein ist diesen Modellen, dass möglichst alle Mitarbeitende eines Unternehmens in den Innovationsprozess mit eingebunden sein sollten, nicht nur abgeschottete Teams von Spezialisten.

Wichtig ist auch: Die Voraussetzung für Wachstum ist eine klar gegliederte und gemeinsame Vision und Strategie für Wachstum in neue und angrenzende Geschäftsfelder hinein.

Schliesslich ist hierzu zu beachten: Das Wachstum wird nur dann effektiv sein, wenn es mit kontinuierlichem Lernen, Prüfen und Anpassen einhergeht. Pilotprojekte werden empfohlen, um frühe Erfolge zu liefern. Strukturen und Prozesse sind anzupassen. Die Unternehmenskultur und das Change-Management sollten explizit Bestandteil des Programms sein. Häufig sind auch neue Fähigkeiten und Instrumente erforderlich, um das Wachstumspotenzial zu realisieren.

Zur Frage 2: Kennzahlen

Folgt man aktuellen Praxisbeispielen, so stehen drei Kennzahlen im Vordergrund:

  • Kunden-Zufriedenheit,
  • Umsatzanteil neuer Produkte und Dienstleistungen, sowie
  • Gesamtes Umsatzwachstum.

Interessant sind auch die Ausführungen von James P. Andrew zur sog. Cash Curve. Die vier wichtigsten Faktoren, welche entlang dieser Kurve die Rendite einer Innovation unterstützen – oder behindern – sind:

  • Start-up-Kosten,
  • Zeit bis zur Markteinführung,
  • die Zeit, um das Volumen nachhaltig zu steigern, und
  • die Support-Kosten nach der Markteinführung.

Das umfassendste Modell, das sog. Innovation Framework, stammt von Amy Muller, Liisa Välikangas und Paul Merlyn. Dieses Framework unterscheidet drei Sichten – resource view, capability view, leadership view – und drei Arten – input metrics, throughput metrics, output metrics. Daraus ergibt sich eine 9-Felder-Matrix. Beispiel: capability view / output metrics: Wie viele neue Kompetenzen werden gezielt entwickelt?

Auch hierzu finden Sie interessante Beispiele in der beiliegenden Präsentation.

Zur Frage 3: Kritische Erfolgsfaktoren

Nach meinem Dafürhalten sind folgende Faktoren hervorzuheben:

  1. Erstellen und kommunizieren Sie Ihre Vision für Innovation und stellen Sie deren Umsetzung sicher.
  2. Nachhaltige Innovation erfordert eine „Fremdbestäubung“ von Ideen, Vorstellungen und Stärken. Ermutigen Sie deshalb die Interaktion, die Vernetzung und Partnerschaften in verschiedenen Teilen des Unternehmens, sowie darüber hinaus.
  3. Haben Sie den Mut, Ihre Stakeholder zu fragen, was sie wollen und benötigen. Seien Sie einfühlsam und versetzen Sie sich in die Schuhe Ihrer Kunden.
  4. Die Innovationsfähigkeit Ihrer Organisation ist nur so stark wie Ihre Talente. Im Gegenzug werden Ihre Talente nur so stark sein wie Ihr Talent Management System.
  5. Machen Sie sich das „Team-Mosaik“ bewusst – die einzigartigen Stärken, Entwicklungsbereiche, Persönlichkeitsmerkmale und Führungsstile, die durch Ihr Senior-Team verkörpert werden.
  6. Innovation verlangt nicht nur freie Ideenfindung und grenzüberschreitendes Denken, sondern verlangt auch Disziplin, die Messung erzielter Fortschritte, das Steuern von Aufwänden sowie die Festlegung auf Erfolg oder Misserfolg. Nützliche Kennzahlen fokussieren sich nicht nur auf Inputs (50er und 60er Jahre) oder auf Outputs (70er und 80er Jahre), sondern binden Indikatoren aus Fragebögen, Benchmarks etc. mit ein und legen einen Schwerpunkt auf den Innovationsprozess. Beispiele: Wissen/-sgebiete, Netzwerke, Risiko und Rendite, sowie System Dynamics

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Fazit

Das Vertrauen der CEOs in mögliche Umsatzsteigerungen war im letzten Jahrzehnt stark schwankend. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von „the disruptive decade“. In den letzten drei Jahren standen folgende Ereignisse im Vordergrund:

  • 2010: Staatsschuldenkrise in der Eurozone und erstes Rettungspaket für Griechenland,
  • 2011: Erdbeben und Tsunami in Neuseeland und Japan, sowie
  • 2012: Hurricane Sandy (US).

CEOs verfolgen deshalb in erster Linie die Chancen für organisches Wachstum in den bestehenden Märkten und setzen Mittel – soweit möglich – für gezielte Innovationen ein. Der Schlüssel für Innovationserfolg und damit für Unternehmenswachstum sind menschliche Fähigkeiten, eine innovationsfördernde Unternehmenskultur sowie eine insgesamt höhere, geistige Beweglichkeit in Organisationen; dies auf Basis valider Methoden und Verfahren.

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