Schlagwörter: Strategieimplementierung, KPI, Strategisches Management, Strategisches Controlling, Impact, Anreizsystem, Balanced Scorecard, Operationalisierung der Strategie
Von Porter bis Kaplan
Im Januar dieses Jahres veröffentlichten wir die Ergebnisse unserer Befragung zum Thema Strategieimplementierung „What are the essentials why companies fail to successfully execute their strategies?“
Während der Sommermonate sind wir mit ausgewählten Kunden in eine detaillierte Ursachenanalyse eingestiegen. Hierbei haben wir u.a. Fachbeiträge der Herren Adl, Doppler, Henkel, Scheiwiller & Lanz sowie Ausarbeitungen der Ashridge Business School eingebunden und sind der Strategy-to-Performance-Gap auf den Grund gegangen.
Zweierlei ist als Ergebnis der Ursachenanalyse festzuhalten:
- Das Konzept der Balanced Scorecard ist nicht immer zielführend, weil es dazu verleitet, zu jeder Perspektive Kennzahlen zu definieren, ohne deren Bedeutung und Kausalzusammenhänge untereinander zu verstehen. Wir haben kein Kennzahlenproblem, sondern ein Wissensproblem!
- Den diversen Change Management Ansätzen fehlt mitunter die notwendige „Bodenhaftung“. Wir haben diesbezüglich jedoch kein konzeptionelles Problem, sondern ein Umsetzungs- und Durchsetzungsproblem!
Wie lösen wir nun das Wissensproblem?
Die folgenden vier Handlungsfelder stehen für mich im Vordergrund:
- Die Auswirkungen und Effekte einer Strategieimplementierung sollten immer in eine Performancesteigerung münden. Das gilt es von Anfang an zu messen mit Hilfe sog. „leading indicators“. Fragen Sie sich deshalb: „Kenne ich die relevanten, wenigen „leading indicators?“, „Wie habe ich diese ermittelt?“ und „Sind die Projekte und Massnahmen zur Strategieimplementierung quantifiziert und mit konkreten finanziellen Zielen versehen?“.
- Führungskräfte spielen als Informatoren und Kommunikatoren eine sehr wichtige Rolle. Nichts ist frustrierender, als anstehende Veränderungen aus der Zeitung zu erfahren. Stellen Sie sich die Frage: „Wie kann ich durch eine zielführende Information und durch bilaterale Kommunikation z.B. mit Kündigungswilligen für mehr Ruhe und Sicherheit in der Belegschaft sorgen?“.
- Die Fähigkeiten der Mitarbeitenden beim Umgang mit Veränderungen sollten ausgereift sein. Nur so können Veränderungsprozesse gesteuert werden: Fragen Sie sich: „Welchen Reifegrad haben unsere Mitarbeitenden – v.a. unsere Führungskräfte – bezogen auf ihre Veränderungs- und Umsetzungskompetenz?“, „Wo ist eine Auffrischung resp. Weiterentwicklung notwendig?“ und „Wie lange wird dies dauern?“.
- Die emotionale Bindung der Mitarbeitenden, die mit sorgfältig eingesetzten Anreizsystemen einhergeht, wird in ihrer Bedeutung häufig unterschätzt. Beantworten Sie die Frage: „Wie kann ich mit den mir möglichen Anreizen sicherstellen, dass v.a. die Leistungsträger in der Organisation die anstehenden Veränderungen mittragen und aktiv unterstützen?“.
Wie lösen wir nun das Umsetzungs- und Durchsetzungsproblem?
Auch hierzu möchte ich vier Handlungsfelder hervorheben:
- Die Unternehmenskultur ist ein wichtiger Einflussfaktor. Der Wandel zu einer projekt-fokussierten Organisation ist vielerorts noch nicht angekommen. Fragen Sie sich: „Wie gross ist der notwendige Kulturwandel, um die neue Strategie umzusetzen?“ und „Kann der notwendige Wandel realistischer Weise überhaupt gelingen?“.
- Jede Unternehmung hat ihre Machtstrukturen. Ungeschriebene Gesetze und unklare Entscheidungsbefugnisse beeinflussen die Strategieimplementierung massgeblich. Klären Sie deshalb: „Welche Machtstrukturen sind bei der Strategieimplementierung zu beachten und welche Implikationen kann das nach sich ziehen?“ sowie „Wie können diese Netzwerke positiv für die Strategieimplementierung genutzt werden?“.
- Führungskräfte tun gut daran, einmal getroffene Entscheidungen nicht immer wieder infrage zu stellen, sondern als verlässliche und durchsetzungsstarke Promotoren Berechenbarkeit auszustrahlen. Beantworten Sie deshalb für sich selbst die Frage, ob Sie vor einer Entscheidung möglichst alle Meinungen und Ansichten gehört und abgewogen haben. Hinterfragen Sie die Argumente, die zu Ihrer Entscheidung führen und machen Sie sich deren Konsequenzen klar.
- Das Programm-Management ist häufig unprofessionell. Ressourcen werden mitunter nicht richtig zugeordnet, Zuständigkeiten sind unklar, vielfach werden zu viele, mitunter falsche Projekte priorisiert. Fragen Sie sich: „Wie leiten Sie aus der Strategie zweckmässige Initiativen ab, welche genau das einlösen, was die Strategie verspricht?“
Die nachfolgende Präsentation beinhaltet ausgewählte Checklisten und Übersichten entlang der drei Stossrichtungen „Analysis & Development“, „Planning & Leadership“ sowie „Execution & Analytics“.
Fazit
Viele Unternehmen leiden an einem Mangel an strategischer Klarheit, gemäss dem Motto: Nachdem wir das Ziel aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir die Anstrengungen (Mark Twain).
Es werden in der Regel zu viele Projekte und Initiativen gestartet. Strategie bedeutet jedoch v.a., Dinge nicht zu tun (M. Porter), d.h. eine Verzichtsplanung vorzunehmen („Trade-off“).
Bitte machen Sie sich die folgenden Faktoren im Rahmen der Strategieimplementierung immer wieder bewusst:
- Abgleich (Alignment) der persönlichen Ziele und Handlungen an die strategischen Unternehmensziele.
- Rechenschaft (Accountability) über Entscheidungen und Handlungen sowie über Zielerreichungen im Einklang mit Rollen und Unternehmenszielen.
- Anpassung (Adaptability) der Initiativen an sich ändernde Rahmenbedingungen, begleitet und unterstützt von Führungskräften, die sich durch eine hohe kommunikative und motivierende Kompetenz auszeichnen.
Schliesslich: In einer VUCA World muss man Strategische Planung neu denken, weil die Zyklen von Strategieformulierung und -implementierung immer kürzer werden. Stattdessen gewinnen Agile Organisationen an Bedeutung, was sich auch in der Planung niederschlagen muss.
Hier finden Sie noch weitere Informationen resp. Beiträge zum Thema:
- Agile Analytics: Ein Widerspruch?
- Unternehmenswachstum durch Innovation
- Strategische Personalplanung – was tun Versicherer?
- Was hat HR mit Agilität zu tun?
- Mit Analytics zu mehr Agilität und Innovation
- Besseres Controlling mit Frühwarnindikatoren
Was meinen Sie dazu? Wie stehen Sie zu folgenden Leitfragen:
- Wie lösen Sie Wissensprobleme in Ihrem Unternehmen?
- Welche Massnahmen haben Sie zur Lösung von Umsetzungs- und Durchsetzungsproblemen in Ihrem Unternehmen angewandt?
- Welche hatten den grössten Erfolg? Warum?
- Was vestehen Sie unter einer Agilen Organisation?
- Haben Sie „Trade-off“ in der gerade für 2014 stattfindenden Planung bereits angewendet?
[…] Strategie: Von Porter bis Kaplan […]
Lieber Volker @STRIMgroup:twitter
Sehr interessanter Beitrag, wirklich. Ich mag mehrere Stellen sehr wie z.B.:
„Wir haben kein Kennzahlenproblem, sondern ein Wissensproblem!“
Vielleicht ist dies auch ein Problem das man zwischen Analytics und Analyse unterscheidet.
1. Strategie
2. Zielsetzung
3. Umsetzung
4. Analytics
5 Analyse = Interpretation …. wurden die Ziele erreicht, warum nicht, etc.
Da wartet einige Arbeit auf uns. Interessant ist auch wie sich die Dinge auf der Strategie-ebene des Unternehmens mit der Social Media Marketing oder Content Strategie (z.B. für Blog, Facebook, etc.) vergleichen lassen. D.h. die Thematik ist zwar ein wenig anders aber ohne „Alignment“ der Social Media Strategien mit der Unternehmensstrategie geht es kaum. Ich habe hierzu erst kürzlich was geblogged:
ROI und Firmenblog: Content Strategie gefällig?
Lieber Urs,
herzlichen Dank für deinen Kommentar.
Die Schritte, wie du sie darstellst, unterstreichen die Notwendigkeit, zuerst nachzudenken, Optionen abzuwägen und danach in die Strategieimplementierung einzusteigen.
Dein Beispiel der Content Strategie zeigt einmal mehr, wohin es führt, wenn man diese Vorgänger-Nachfolger-Beziehung missachtet und dem Herdentrieb folgt.
http://info.cytrap.eu/articles/2013-corporate-blog-strategie-4#comment-1127042193
Meist unterbleibt dann auch noch die „Rückkopplungsschleife“ (Alignment), der mittels eines Strategy Review einzuleitende Strategy Update – wiederum unter Einbindung sog. strategischer Analysen.
Ein Ketzer würde jetzt sagen: Wenn dann die Herde an der Klippe steht, macht man eben einen Workshop oder erfindet einen neuen Trend.
Man könnte darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre!
Liebe Grüsse
Volker
@STRIMgroup:twitter
Lieber Volker Dr. Volker Mayer
Danke @STRIMgroup:twitter für die Antwort. Ich zitiere:
„Ein Ketzer würde jetzt sagen: Wenn dann die Herde an der Klippe steht, macht man eben einen Workshop oder erfindet einen neuen Trend.
Man könnte darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre!“
Leider ist dies der traurige Stand der Dine. Wir haben X Trends und vieles basiert auf Fast Food Wissenschaft. Dies heisst oft, das Firmen / Agenturen mal schnell Umfrage starten und dann Rückschlüsse ziehen welche die Daten kaum erlauben dürften.
Dies hat dann zu Folge, dass diese ‚Erkenntnisse‘ bald wieder revidiert werden.
Aber wer erinnert sich dann schon an diesen Fehler wenn eine zweite Studie veröffentlicht wird welche der ersten widerspricht. In unserer kurzlebigen Zeit, haben die Leute die erste Notiz in der Tageszeitung schon wieder vergessen.
Urs E. Gattiker arbeitet bei CyTRAP Blog Rank 4 Jahrestrend – Corporate Blogs – Deutschland
Lieber Urs,
ich stimme dir zu. Um so wichtiger ist m.E. ein sog. „evidence-based management“. Die hohe Investition in externe Evidenz zahlt sich bisher dahingehend aus – das zeigen auch unsere Fachtagungen -, dass der Wert dieser Evidenz gesehen und anerkannt wird. Sie zahlt sich bisher dahingehend nicht aus, dass Kunden bereit wären, dafür zu bezahlen! Am Ende des Tages wird diese Evidenz, dieser Mehrwert, gerne mitgenommen – mehr nicht. Das ist ein Problem! Dass man durch die Einbindung von interner Evidenz belastbare Ergebnisse erhält und sich die Anfangsinvestition mehrfach rechnet, wird in unserer kurzlebigen Welt leider viel zu wenig beachtet.
Aber glücklicherweise gibt es ja auch noch Ausnahmen …
Liebe Grüsse, Volker@STRIMgroup:twitter
Lieber Dr. Volker Mayer
Das sagt es:
„Dass man durch die Einbindung von interner Evidenz belastbare Ergebnisse erhält und sich die Anfangsinvestition mehrfach rechnet, wird in unserer kurzlebigen Welt leider viel zu wenig beachtet.“
Das gleiche haben wir mit unserem Social Media Benchmark, die Zahlen nimmt man gerne mit aber Investieren und damit den Blog besser aufstellen……
Aber auch hier, zum Glück gibt es Ausnahmen und über 1 bis 3 Jahre macht es sich unweigerlich bezahlt. Von Nichts kommt fast immer Nichts 🙂
Urs
@CyTRAP:twitter
Benchmark ist das eine. Beim evidenz-basierten Management geht es weiter: von (1) Kausalmodellen in Verbindung mit (2) leading indicators über den (3) Einfluss auf Geschäftserfolg bis hin zu (4) Szenarien und Prognosen (Analytics).
Mitunter muss man den Unternehmen auch zugute halten, dass ihr Datenhaushalt nicht allzuviel hergibt. Dann beginnt man zuallerst einmal mit einem Monitoring (die Kausalmodelle schon im Hinterkopf) und baut Zeitreihen auf, um notwendige Grundlagen zu erarbeiten. Ich halte auch das für sehr wichtig, weil den Mitarbeitenden schon in dieser Phase häufig Ideen einfallen, die danach in Hypothesen formuliert und statistisch überprüft werden können.
Wünsche Dir einen schönen Abend!
Volker @STRIMgroup:twitter
Lieber Volker
Vielen Dank. Zeitreihen (time-series) ja das sehe ich ein, da kann man sehen ob t1 – t2 beinflusst.
Aber wir haben oft nur Korrelationen von Faktoren und hoffen damit Kausalität herstellen zu können. Das kann, natürlich nie und nimmer gut gehen. Aber ich bin mir sicher da sind wir sowieso einer Meinung.
Ich wünsche Dir ebenfalls einen schönen Abend.
Urs