Erfahrene Innovatoren stellen mit Hilfe von Checklisten sicher, dass sie keine entscheidenden Schritte auslassen, wenn es darum geht, eine Investition zu bewerten oder Teams zu beraten. Im Folgenden biete ich Ihnen zwei Checklisten an; die erste bezieht sich auf ein Innovationsteam, die zweite auf alte versus neue Technologien. Sie können diese direkte verwenden oder auch als Ausgangspunkt für die Entwicklung einer eigenen Checkliste nutzen.

Checkliste 1: Innovationsteam

  1. Wird die Innovationsentwicklung von einem kleinen, fokussierten Team vorangetrieben, das über einschlägige Erfahrung verfügt oder zu einem „Learning by Doing“-Ansatz bereit ist?
  2. Hat das Team ausreichend Zeit in direkten Gesprächen mit potenziellen Kunden verbracht, um diese Kunden wirklich zu kennen?
  3. Hat das Team bei der Prüfung neuer Möglichkeiten, diese Kunden zu bedienen, Entwicklungen in anderen Branchen und Ländern berücksichtigt?
  4. Kann das Team den ersten Kunden eindeutig definieren und ist schon klar, wie andere Kunden erreicht werden?
  5. Passt die Idee des Teams zu einem Bereich mit strategischem Potenzial, wo das Unternehmen einen überzeugenden Vorteil hat?
  6. Wird das Geschäftsmodell der Idee detailliert dargestellt?
  7. Hat das Team eine glaubwürdige Hypothese, wie das Angebot Gewinn erwirtschaftet?
  8. Haben die Teammitglieder alle Annahmen ermittelt, die erfüllt sein müssen, damit diese Hypothese zutrifft?
  9. Hat das Team einen Plan für die Überprüfung all dieser Annahmen, priorisiert nach deren Bedeutung? Gibt es für jede Prüfung ein klares Ziel, eine Hypothese, spezifische Prognosen und einen taktischen Umsetzungsplan?
  10. Sind die Fixkosten niedrig genug, um Kurskorrekturen zu ermöglichen?
  11. Hat das Team durch eine schnelle Prototypisierung der Idee Aktionsorientierung bewiesen?

Checkliste 2: Technologie

Um vorherzusagen, wie schnell eine alte Technik obsolet wird, müssen Sie den Wettbewerb zwischen neuem und altem Ökosystem analysieren. Dadurch finden Sie heraus, wie hoch die Risiken für eine neue Technologie sind und ob die Kunden schon bereit für das Neue sind. Geklärt wird auch, ob eine etablierte Technologie nicht vielleicht doch noch genug Potenzial hat, um weiterentwickelt zu werden.

Die folgenden sechs Fragen helfen Unternehmen, ihre Position im Wettbewerb einzuschätzen und die passende Strategie zu finden.

Neue Technologien: Die folgenden Fragen beziehen sich vor allem auf die vielfältigen Herausforderungen, die eine neue Technologie bewältigen muss, um wirklich erfolgreich zu werden. Mithilfe der Antworten können Innovatoren die passenden strategischen Entscheidungen treffen.

  1. Wie hoch ist das Umsetzungsrisiko? Anders gefragt: Wie schwierig ist es, die Innovation rechtzeitig und voll funktionsfähig auf den Markt zu bringen?
  2. Braucht die eigentliche Innovation zusätzliche Neuerungen, damit sie durchstarten kann – und welche Risiken bergen diese Co-Innovationen?
  3. Inwieweit müssen Partnerunternehmen sich an die neue Technologie anpassen, damit der Kunde einen spürbaren Mehrwert davon hat? Wie gross ist die Gefahr, dass es dabei zu Problemen kommt?

Je größer diese Risiken sind, desto höher sind die Hürden, die eine neue Technik nehmen muss. Entsprechend länger wird es dauern, bis die Innovation marktreif ist und von den Kunden akzeptiert wird.

Alte Technologien: Bei diesen Fragen geht es um die Wettbewerbsfähigkeit etablierter Technologien. Die Antworten darauf sollen dabei helfen, Potenziale der bisherigen Geschäftsmodelle zu erkennen.

  1. Lässt sich die Wettbewerbsfähigkeit der alten Lösungen durch Verbesserungen erhöhen?
  2. Besteht die Möglichkeit, das eigene Ökosystem durch Erweiterungen attraktiver zu machen?
  3. Lassen sich wichtige Aspekte der Innovation und ihres Umfelds auf die herkömmlichen Lösungen und Angebote übertragen?

Je mehr dieser Möglichkeiten bestehen, desto grösser sind die Chancen, die alte Technik auszubauen und ihr Überleben zu sichern.

Ausblick

So hilfreich diese Checklisten für eine erste Überprüfung auch sein mögen, für eine ausführliche Ist-Analyse sind sie nicht ausreichend. In diesen Fällen verwenden wir ein Innovationsaudit oder ein Innovation Check-Up. Hierbei kommen sowohl Online-Fragebögen als auch persönliche Interviews zur Anwendung, um zu tragfähigen Ergebnissen zu gelangen.

Denn die Innovations- und Digitalisierungs-Herausforderung für Unternehmen im Jahr 2017 ist klar: Geschwindigkeit aufnehmen. Den meisten Organisationen fehlen jedoch noch unternehmensweite Strategie-, Führungs- und Mitarbeiterkompetenzen, um die digitale Transformation vollständig zu nutzen, so die Ergebnisse der jährlichen Befragung der CEOs an The Conference Board. Digitale Transformation ist in den Kinderschuhen, da die meisten Organisationen digitale Technologien ausschliesslich mit Produktivitäts- und Effizienzgewinnen verbinden, aber nicht – zumindest bisher – mit der Generierung von Umsatz.

Organisationen, die kreative Kulturen und starke Netzwerke haben, sind die erfolgreichsten Innovatoren. Was das konkret bedeutet, erfahren Sie in Kürze in vier Blogbeiträgen mit dem Titel: Digitale Transformation erfordert neue Denkweisen. Der Vierteiler startet am 25. März mit 7 aktuellen Kernthemen der Geschäftsführungen und 7 Strategien zur Herausforderung Innovation und Digitalisierung. Drei dieser Strategien werden in separaten Blogbeiträgen am 31. März, am 6. April, sowie am 25. April 2017 vertieft. Im Herbst 2017 finden hierzu zwei Business-Breakfasts statt – eines in Mannheim (DE) und eines in Zürich (CH). Die genauen Termine werden Ende Mai 2017 hier eingestellt.