People Analytics (PA) entwickelt sich zunehmend, wenn auch nicht exponentiell, zu einem strategischen Werkzeug für Unternehmen, um datengetriebene Entscheidungen zu treffen.

Durch die Integration von generativer KI (GenKI) eröffnen sich neue Möglichkeiten, um Personaldaten effizienter zu analysieren und in wertvolle Handlungsempfehlungen zu übersetzen. GenKI verbessert nicht nur die Automatisierung und Analyse, sondern schafft auch intuitive Ansätze, die eine datengetriebene Unternehmenskultur fördern.

Ein weiterer wichtiger Treiber ist die EU-Berichtspflicht gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Unternehmen verpflichtet, umfassende Informationen über soziale und ökologische Aspekte zu liefern. People Analytics spielt dabei eine zentrale Rolle, da es Daten für die nachhaltige Transformation der Belegschaft bereitstellt, Trends sichtbar und Fortschritte messbar macht.

Die Verbindung von PA mit Nachhaltigkeit und KI-Technologien ermöglicht es Unternehmen, strategische Ziele wie Profitabilität, Mitarbeiterbindung oder Ressourceneffizienz in Einklang mit regulatorischen Anforderungen und gesellschaftlichen Erwartungen zu bringen.

Mehrwert von GenKI für PA

GenKI kann im Bereich PA vielseitig eingesetzt werden, etwa zur Datenbereinigung, Analyse, Visualisierung, Dokumentation und als unterstützender Sparringspartner bei Projekten. Insbesondere die Analyse und Interaktion mit Daten wird durch GenKI intuitiver und effizienter.

Der Mehrwert ist allerdings an Voraussetzungen gebunden:

  • Der Nährboden für GenKI, wie z.B. Copilot in Power BI, ist eine datengesteuerte Unternehmenskultur. Der Einsatz solcher Technologien erfordert Änderungen in Arbeitsweisen und Verhaltensmustern, um das volle Potenzial zu entfalten.
  • Selbst präzise ML-Modelle nutzen wenig, wenn das zugrunde liegende Problem im Unternehmen nicht existiert! Am Beginn muss immer die Frage stehen: Was ist das Problem? GenKI dient dazu, gezielt Probleme zu lösen oder Prozesse zu verbessern.
  • Hypothesentests wie der Welch-t-Test, der Korrelationstest und der Chi-Quadrat-Test sind essenziell, um Schlussfolgerungen aus Daten abzusichern. Sie helfen, Unterschiede zwischen Gruppen, Korrelationen oder Proportionen in Kategorien zu überprüfen. Solche Tests ermöglichen fundierte, statistisch abgesicherte Entscheidungen.
  • Datengestützte Entscheidungen erfordern eine gründliche Prüfung der internen und externen Validität. Führungskräfte sollten Ergebnisse nicht blind akzeptieren oder ablehnen, sondern systematisch analysieren. Häufige Fehler wie die Verwechslung von Kausalität und Korrelation oder die Überbewertung einzelner Ergebnisse müssen vermieden werden, um valide und umsetzbare Entscheidungen zu treffen.

Hochwertige Personaldaten sind selbstverständlich Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz von GenKI. Nur so kann Vertrauen aufgebaut und fundierte Entscheidungen getroffen werden. Workforce360, die interne Personaldatenplattform von IBM, ist ein Beispiel dafür, dass erstklassige Daten die Geschäftsabläufe nachhaltig optimieren können.

People Analytics als Hebel für nachhaltige Transformation

Durch die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten – wie dem Messen von Diversity-Quoten, der Gesundheitsförderung und der Weiterbildung – können Unternehmen nachhaltige HR-Strategien entwickeln, die auf ESG-Zielen basieren. Moderne Trends umfassen die Nutzung von KI-gestützter Analyse, um Verhaltensmuster zu identifizieren und auf die Bedürfnisse einer nachhaltigen Belegschaft zu reagieren.

Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sind Unternehmen verpflichtet, ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen transparenter zu gestalten. Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) spezifizieren hierbei die Berichterstattungsanforderungen; u.a. ESRS S1 „eigene Belegschaft“, das sich auf soziale Aspekte konzentriert. Dazu gehören Daten zur Mitarbeiterzufriedenheit, zu Arbeitsbedingungen und zur Diversität.

Der Standard ESRS S1

Im Zentrum der HR-Berichterstattung steht der Standard ESRS S1, der Daten zur Belegschaft und sozialen Themen fordert, darunter:

  • Diversität und Inklusion (S1-9): Angaben zu Geschlechterverteilung, Diversitätsinitiativen und inklusiven Unternehmenskulturen.
  • Arbeitsbedingungen (S1-11, -14): Informationen über Arbeitszeiten, Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement.
  • Soziale Dialoge (S1-8, -17) und Weiterbildung (S1-13): Maßnahmen zur Stärkung von Mitarbeiterrechten, Weiterqualifizierung und beruflicher Entwicklung.
  • Vergütung (S1-10, -16) und Chancengleichheit (S1-12, -15): Offenlegung von Einkommensunterschieden und fairen Bezahlungspraktiken.

Eine der größten Herausforderungen ist die Integration fragmentierter HR-Daten in ein zentrales System, das den ESRS-Anforderungen gerecht wird. Unternehmen müssen Prozesse zur Datenerfassung standardisieren und dafür sorgen, dass diese Daten nachvollziehbar und prüfbar sind. Außerdem steigen die Anforderungen an Governance: Ein internes Kontrollsystem (ICS) für Nachhaltigkeitsdaten wird zunehmend zum Muss. Neben der Erfüllung regulatorischer Vorgaben können Unternehmen durch transparente und qualitativ hochwertige Berichterstattung auch Vertrauen bei Stakeholdern stärken und ihre Reputation verbessern.

Unternehmensbeispiel: Gore Mutual Insurance

Gore Mutual Insurance war einer der ersten Sach- und Unfallversicherer Kanadas. Sonia Boyle, Chief People Officer, und ihre Kollegen in Führungspositionen strebten ab dem Jahr 2020 eine technologiebasierte Verbesserung des PA-Prozesses an und führten die Plattform Visier ein. Ihre Erkenntnisse daraus fasst sie wie folgt zusammen:

  • Vor der Zusammenarbeit mit Visier basierten die meisten unserer Entscheidungen auf anekdotischen Beweisen und historischen Trends.“
  • Die Analyse von Personaldaten hat die Art und Weise, wie wir Entscheidungen treffen – von der Einstellung bis zur Beförderung – verändert und den Status des HR-Teams aufgewertet.“
  • Da wir ein besseres Verständnis für die datengesteuerten Trends haben, können wir jetzt spezifische Employee Journeys planen.“

Im Ergebnis haben die PA-Maßnahmen zu einem besseren Verständnis der Belegschaft geführt und dabei geholfen, wichtige Punkte in Bezug auf Engagement, Produktivität und Fluktuationsrisiko, vgl. ESRS S1-6_11 und S1-6_12, zu identifizieren.

Nachhaltigkeit neu denken mit PA und GenKI

„Nachhaltigkeit neu denken“ bedeutet in diesem Zusammenhang, den Begriff Nachhaltigkeit nicht nur aus Sicht der Regulatorik und der Transparenz, sondern bis hin zur strategischen Entscheidungsfindung zu betrachten; konkret kann das z.B. eine Neubewertung des Produktportfolios oder der Lieferkette auf der Grundlage von ESG-Werttreibern bedeuten. Durch die Verbindung von People Analytics (PA) und Generativer Künstlicher Intelligenz (GenKI) eröffnen sich neue Möglichkeiten, Nachhaltigkeitsziele in Unternehmen datengetrieben, präzise und innovativ zu verfolgen.

Das Neue dabei ist der Einsatz von GenKI zur Analyse, Modellierung und Steuerung von komplexen Personal- und Nachhaltigkeitsdaten. Dieser Ansatz macht es möglich, nicht nur historische Daten auszuwerten, sondern auch zukünftige Entwicklungen zu simulieren und proaktiv zu handeln. Nachhaltigkeit wird somit dynamischer und besser in die strategische Unternehmenssteuerung eingebunden.

Fünf wesentliche Potenziale

Folgende Potenziale bieten sich durch die Verbindung von PA und GenKI im Thema Nachhaltigkeit:

  1. Personaldaten zur Förderung sozialer Nachhaltigkeit nutzen: Durch PA und GenKI können Unternehmen soziale Aspekte wie Mitarbeiterzufriedenheit, Diversität, Chancengleichheit und Arbeitsklima evaluieren und verbessern. GenKI ermöglicht, qualitative Daten aus Umfragen oder Gesprächen zu analysieren und Muster zu erkennen, die zu effektiveren Maßnahmen führen.
  2. Effizientere Ressourcennutzung in HR und Beyond: Durch die Optimierung von Personalmanagementprozessen trägt PA zur nachhaltigen Ressourcennutzung bei. GenKI kann beispielsweise Fluktuationsrisiken voraussagen, Nachfolgeplanung automatisieren oder Kompetenzentwicklungen zielgerichtet fördern. Diese Effizienzsteigerung hilft, den Ressourcenaufwand im HR-Bereich zu reduzieren und eine nachhaltigere Unternehmenskultur zu schaffen.
  3. Integration in CSRD- und ESRS-konforme Berichterstattung: Die EU-Nachhaltigkeitsrichtlinie (CSRD) verlangt detaillierte Berichte über soziale und ökologische Themen. PA kann diese Berichte mit präzisen Daten über Belegschaft, Diversität und Kompetenzen untermauern. GenKI unterstützt, indem sie Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammenführt, bereinigt und sowohl textuell als auch visuell aufbereitet. Dies reduziert den Aufwand und verbessert die Aussagekraft der Berichte.
  4. Nachhaltigkeit strategisch steuern: PA und GenKI machen es möglich, Nachhaltigkeitsziele durch dynamische Dashboards und Echtzeitdaten eng mit Geschäftszielen zu verknüpfen. Beispielsweise können Unternehmen den Einfluss von Maßnahmen zur CO₂-Reduktion oder Mitarbeiterförderung auf die Performance evaluieren und besser priorisieren.
  5. Transformation der Unternehmenskultur: GenKI fördert den Zugang zu Daten und Erkenntnissen für alle Mitarbeitenden (Demokratisierung von Daten). Damit wird eine datengestützte und nachhaltige Unternehmenskultur etabliert, in der Mitarbeitende aktiver an der Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen teilnehmen können.

Fazit

PA sollte aus unterschiedlichen Perspektiven vorangetrieben werden: Der Stratege gestaltet und bewertet Personalstrategien, leitet Transformationsprogramme und optimiert das Personalbetriebsmodell. Der Torhüter sorgt für die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen, validiert KI-Modelle und etabliert klare Rahmenbedingungen für den Umgang mit Personaldaten. Der Spezialist analysiert Verhaltensdaten, entwickelt analytische Modelle und Dashboards und führt Umfragen sowie Kompetenzbewertungen durch. Der Designer konzentriert sich auf die Gestaltung benutzerfreundlicher Analyseprodukte, Dashboards und Fragebögen und präsentiert Daten durch wirkungsvolle Geschichten.

Eine datenorientierte Unternehmenskultur ist der wichtigste Faktor für den Erfolg von PA. Technologische Investitionen allein reichen bei Weitem nicht aus; sie müssen mit menschlichen Fähigkeiten kombiniert werden.

Die Verbindung von PA und GenKI eröffnet Unternehmen neue Wege, Nachhaltigkeit in allen Dimensionen – sozial, ökologisch und wirtschaftlich – messbar, steuerbar und zukunftsorientiert zu gestalten. Durch datenbasierte Einblicke und automatisierte Lösungen können komplexe Herausforderungen effizient bewältigt und Nachhaltigkeitsstrategien stärker in die tägliche Praxis integriert werden. Der Schlüssel liegt darin, Menschen und Technologien gleichermaßen zu stärken und so eine resiliente, nachhaltige Organisation zu schaffen.