Heute erscheint in der Neue Zürcher Zeitung ein Interview zum Thema "Die Berufsbildung ist alles andere als ein Auslaufmodell".

Frau Claudia Wirz stellt einige Fragen an Herrn Rudolf Strahm. Er ist ehemaliger Nationalrat und Preisüberwacher, absolvierte eine Berufslehre, eine Fachhochschule und eine Universität und präsidiert heute den Schweizerischen Verband für Weiterbildung SVEB. Er wirkt an den Universitäten Bern und Freiburg bei der Ausbildung von Berufsberatern mit.

 

Hier mein Kommentar:

Sehr interessantes Interview! Seit dem Jahr 2009 beschäftige ich mich intensiv mit der Berufsbildung in Deutschland und in der Schweiz. Unsere Handlungsempfehlungen – was die Kernaussagen des Beitrages betrifft – gehen in zwei Richtungen:

Erstens ist mehr Aufklärung in Schulen und Elternhäusern wichtig, um die Wertigkeit der Berufsbildung ins rechte Licht zu rücken. Unsere Befragungen von SchülerInnen in der Schweiz zeigen zudem, dass die jungen Berufseinsteiger bei aller Sprunghaftigkeit ein anderes Karriereverständnis haben, als z.B. die Generation X oder die Baby Boomer. Hier liegt eine Chance in der Direktansprache dieser jungen Menschen, um diese für eine Berufsausbildung zu begeistern.

Zweitens zeigen unsere Kausalmodelle, dass es sich für Unternehmen absolut lohnt, mehr in die Berufsbildung zu investieren und vielen SchülerInnen die Möglichkeit einer Schnupperlehre einzuräumen. Sowohl aus Kosten-Nutzen-Perspektive als auch aus werteorientierter Sicht sowie aus Sicht der späteren Beschäftigungsfähigkeit (Employability), Anzahl Berufsjahre im Unternehmen, Amortisation von Investitionen in Humankapital, etc. ist die Berufsbildung dem Hochschulstudium/Hochschulabgängern in vielerlei Hinsicht vorzuziehen. Klar kann man das nicht pauschalisieren, jedoch fällt auf, dass Unternehmungen, die evidenz-basiert handeln, konsequenter in Berufsbildung und anschliessende Weiterentwicklung investieren – übrigens mit deutlichen Auswirkungen auf die Produktivität pro Mitarbeitendem – als Unternehmungen, die "im Trend mitschwimmen".