Vor wenigen Tagen schrieb Patricia Lips, Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Bildung und Forschung, in XING u.a.: „Die berufliche Bildung im dualen System steht gleichberechtigt neben der akademischen Ausbildung“. Das macht Mut mit Blick auf die nächste Fachtagung der Berufsbildner am 22.-23. Juni 2017 im Hotel Schloss Edesheim. Bereits seit April finden hierzu vorbereitende Webinare und Online-Befragungen statt.
Seit dem letztjährigen Event am 23.-24. Juni 2016 habe ich mich v.a. mit nachfolgenden Themen beschäftigt:
Thema 1 – Zukunft der Arbeit: Positionspapier und Stellungnahme (Beitrag vom 2. August 2016): Mehrere Personalvorstände haben zehn zentrale Aussagen zur Zukunft der Arbeit formuliert, die Prof. Scholz kommentiert hat – lesenswert!
In diesem Kontext ist auch die Rolle des Recruiters zu hinterfragen [Pre-reading für die Tagung: Berufsbild Recruiter].
Thema 2 – 4 Gründe, Talent Acquisition in 2017 auszubauen (Beitrag vom 1. Dezember 2016): Die Gründe im Überblick:
- Talent Acquisition gelingt nur mit Strategie.
- Talent Analytics unterstützt bei der Beantwortung schwieriger Fragen.
- Mit Daten lässt sich auch die Candidate Experience analysieren.
- Mit Menschen auf neuen Wegen verbinden.
Thema 3 – Berufsbildungsstudie 2016: Erkenntnisse für Ausbildungsbetriebe (Beitrag vom 6. Juli 2016): Insbesondere die Ausführungen zu den Berufsorientierungs-Clustern in Anlehnung an die SINUS-Lebenswelten haben grossen Anklang gefunden und fliessen in zahlreiche Analysen zur zielgruppengerechten Ansprache von Berufseinsteigern ein. Hier finden Sie unsere Studien im Überblick.
Zwei weitere Studien werden in unserer diesjährigen Tagung diskutiert: Deloitte Millennial Survey 2017 und Azubi Report 2017.
Interessant ist in diesem Generationen-Thema auch der Report „Generational Differences at Work Are Much Ado About Very Little“ des IBM Smarter Workforce Instituts. Hierin wird dargelegt, dass die Unterschiede zwischen den Generationen minimal sind, wenn es um Einstellungen und Werte geht, die mit der Arbeit zu tun haben.
Thema 4 – Marke: Was sagen andere über Sie und Ihr Unternehmen? (Beitrag vom 1. August 2016): Die hier vorgestellten fünf Themenfelder enthalten wertvolle Hinweise zur Positionierung des Unternehmens als attraktiver Arbeitgeber sowie zur Nutzung von Informationskanälen.
Thema 5 – Ausbildungsmarketing mit Blick auf Logistikberufe bei Würth (Beitrag vom 4. April 2017): In diesem Beitrag wird das Vorgehen im Rahmen eines Projektes skizziert; von der STRIM Schülerbefragung, über relevante Berufsorientierungs-Cluster, bis hin zum Präferenz-Modell, der Metafunktion des Ausbildungsmarketing.
Alle fünf Themen werden am 22. Juni 2017 im Rahmen mehrerer Workshops bearbeitet.
Am 23. Juni geht es v.a. um Recruitingprozesse [Pre-reading für die Tagung: Recruiting Trends 2017] und Auswahlverfahren [Pre-reading für die Tagung: Auswahlverfahren im Test] (Thema 6), Bindung bis zum Eintritt und Onboarding (Thema 7), sowie Kennzahlen in der Berufsausbildung (Thema 8 [Pre-reading für die Tagung: Ausbildungscontrolling]).
Quasi zusammenfassend schrieb ich im Frühjahr 2017 folgenden 3-Teiler: Berufsbildung: Leitfaden für Betriebe (Beitrag vom 25. Februar 2017, Beitrag vom 8. März 2017, Beitrag vom 23. März 2017): In jedem Teil steht eine der folgenden drei Leitfragen im Mittelpunkt:
- Welche Kompetenzen und Fähigkeiten sollten wir ausbilden? (Themen: Strategische Personalplanung, Differenzierung nach Zielgruppen)
- Wie müssen wir unser Vorgehen im Betrieb ändern, um junge Menschen zu gewinnen und zu halten? (Themen: Geschäftsmodell Berufsausbildung, Operative Exzellenz in der Berufsausbildung)
- Wie machen wir unseren Beitrag zum gesamten Unternehmenserfolg deutlicher? (Wirtschaftlichkeit der Berufsausbildung, Ausbildungscontrolling und Talent Analytics).
Diese Gliederung habe ich auch im neuen Buch „Brennpunkt Berufsbildung. Entwicklung persönlicher Kompetenzen und organisatorischer Fähigkeiten“ angewandt. Gemeinsam mit 15 Co-Autoren habe ich dieses Buch in englischer Sprache geschrieben; es erscheint im August 2017 – mit dem rechts abgebildeten Coverbild:
Davor habe ich – ebenfalls mit zahlreichen Co-Autoren aus Praxis und Wissenschaft – folgende zwei Bücher zum Thema Berufsausbildung herausgegeben:
- Die neue Berufsausbildung – strategisch, agil, wirtschaftlich, und
- Ausbildung – Verantwortung & Chance.
Weitere Informationen zur diesjährigen Fachtagung „Zielgruppengerechte Ansprache und Rekrutierung junger Berufseinsteiger“ am 22.-23. Juni 2017 in Edesheim finden Sie hier.
Lieber Volker,
herzlichen Dank für diesen Beitrag und natürlich auch für die Möglichkeit, meinerseits in diesem Buch als Autor dabei sein zu dürfen.
Ich bin gespannt wie sich das lesen wird. Sicher sehr interessant. Die verschiedenen und wichtigen Themen welche die Autoren darin abhandeln, sind sehr wichtig.
Freundlichst
Urs
#BrandBuzz
Lieber Urs,
den Dank gebe ich gerne und aufrichtig an dich zurück; sowohl für deinen Buchbeitrag „What Successful Recruiting Blogs Have in Common“, als auch für deine morgige Präsentation „Content Strategie: Quo Vadis?“ im Rahmen unserer Fachtagung (https://www.strimgroup.com/event/fachtagung-talent-strategie-analytics-edesheim). Mit dem Buch liegen wir im Zeitplan; d.h. ab August ist das Buch mit dem Titel „Spotlight on Vocational Training. Development of Personal Skills and Organizational Capabilities“ käuflich zu erwerben.
Einige durften es bereits lesen; hier ihre Kommentare:
“Practical and sustainable vocational training is an important key for entrepreneurial and economic success. Learning from the best without neglecting diversity and differences. This book makes a significant contribution in this field. Congratulations, and I highly recommend the book.”
Dr. Christian Abegglen, President of the St. Gallen Business School
“In the second machine age we need to make sure that experiential learning and tacit knowledge become better engrained in our education system. The “dual system” as lived in Germany, Switzerland and Austria, which entails vocational training for experience-based skills, will become an essential tool to counterbalance the job loss of tasks built on algorithmic knowledge. This book provides formidable insights into the opportunities and challenges of vocational training.”
Prof. Dr. Antoinette Weibel, University of St. Gallen
“This is one of the most comprehensive books on vocational training. A must read for all those who want guidance on how to introduce, strengthen or modernize vocational training in order to help young people in the transition from school to work.”
Jun.-Prof. Dr. Melanie Arntz, Centre for European Economic Research, Mannheim
“The dual vocational training system is without a doubt a German success model and guarantor for the strength of the German economy. It combines both practical learning within a company and theoretical learning at vocational school. This book describes the strengths of the model and encourages professionals in other countries to use it to their advantage. I hope the book and the users of the dual vocational training system in other countries are successful!”
Prof. Dr. Stephan Fischer, Pforzheim University of Applied Sciences
Beste Grüsse, Volker
Lieber Herr Mayer,
Mit Blick aus der Berufsbildung und entlang der Fragestellung, wie deren Wirtschaftlichkeit zum Unternehmenserfolg beiträgt, sind für mich folgende Punkte wichtig:
– Wie machen wir verständlich, dass die Berufsbildung nicht nur ein Kostenfaktor für eine Unternehmung ist?
– Wie machen wir verständlich, dass die Berufsbildung massgebliche Beiträge zur strategischen Agilität einer Unternehmung beiträgt?
Wenn eine Unternehmung gut ausbildet, investiert sie in den Fachkräftenachwuchs und stellt diesen später für HR bereit. Erstaunlich, dass bei vielen Lehrbetrieben eine genaue Analyse über Kosten-Nutzen a) nicht gemacht wird und b) für ausreichenden Gesprächsstoff sorgt, wenn sie dann gemacht wird.
„Die Reaktionen zeigen, wie unbekannt noch gewisse Kennzahlen sind. Oder wie schnell das Bewusstsein eintritt, dass die Beiträge der Berufsbildung zur strategischen Agilität eines Unternehmens plötzlich sichtbar werden.“
Aus unserer Sicht: Ein Azubi ist in der gesamten Lehrzeit im Durchschnitt rund 61% im Unternehmen anwesend. Seine reale Produktivität liegt aber noch deutlich tiefer. Und doch erwirtschaftet der Azubi dem Unternehmen einen Netto-Ertrag von ca. CHF 5‘500.- pro Jahr. Meines Erachtens eine recht beachtliche Leistung, für einen Jugendlichen direkt ab der Volksschule. Repräsentative Studien des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI erhoben sogar Netto-Erträge von ca. CHF 8‘500.- pro Jahr, pro Azubi (Strupler und Wolter: 2012, S.66). Avenir-Suisse spricht sogar von CHF 11‘000.- pro Jahr pro Lernenden in der Elektrobranche, was m.E. aber deutlich überzeichnet ist.
Werden diese Werte seriös diskutiert, zeigen sich ganz unterschiedliche Auffassungen. Einige sind positiv überrascht und andere glauben den Zahlen nicht. Auf die Frage wie Re-Investitionen gemacht werden, habe ich auch schon die Antwort erhalten: „Machen wir nicht, das Geld brauchen wir für anderes“.
Die berechtigte Frage lautet dann: „Was ist denn mit den „anderes“ gemeint?“
In Fachkreisen entstand somit die Hypothese, dass mit „anderes“ gewisse Rabatt-Verkäufe in „Angebotsrunden“ gemeint sind. Einen Netto-Ertrag in der Berufsbildung zu erwirtschaften ist nicht verkehrt. Da sind wir uns hier bei uns in der CH einig. Doch dieser muss in einem sinnvollen Mass wieder re-investiert werden. Nur so zeigt sich die Berufsbildung und die Angebotskalkulation nachhaltig.
Ein guter Lehrbetrieb hebt sich von den Werten der Studien dahingehend ab, als dass seine Netto-Erträge deutlich tiefer liegen. Er investiert z.B. in Zusatzkurse für Lernende, wie wir es bei Alpiq InTec Gruppe tun. Doch was mich eigentlich sehr erstaunt, ist, dass an der Fachkräfte-Basis noch sehr viel Aufklärungsarbeit erforderlich ist. Als hätten dieselben Fachleute in ihrer Laufbahn nie selber eine Grundausbildung genossen und wären nicht in Kenntnis des allgegenwärtigen Fachkräftemangels.
Freundliche Grüsse
Rolf Siebold
#alpiqskills
Lieber Herr Siebold,
ich danke Ihnen sehr herzlich für Ihren fundierten Kommentar.
Inhaltlich stimme ich Ihnen zu, denn auch ich bin davon überzeugt, dass wir uns mit Erträgen, Kosten, Renditen in der Berufsausbildung auskennen und über Wertbeiträge Auskunft geben sollten.
Was die von Ihnen skizzierte Situation an der Fachkräfte-Basis angeht, so überrascht mich diese nicht. Die überwiegende Anzahl an Berufsbildnern – sieht man einmal von Unternehmen des DAX / SMI ab – nehmen diese Aufgabe tendenziell am Beginn der Berufskarriere wahr und haben selten einen Finanz-Background! Diese Berufsbildner agieren in aller Regel als „Post-and-Pray-Recruiter“ (im engen Sinne: Stellenausschreibung, Erstauswahl, Vorselektion).
Dies ändert sich gerade. In unserer Fachtagung nächste Woche (https://www.strimgroup.com/event/fachtagung-talent-strategie-analytics-edesheim) werden wir u.a. über künftig notwendige Kompetenzen eines Recruiters diskutieren (https://www.haufe.de/personal/hr-management/recruiting-diese-kompetenzen-braucht-der-recruiter-von-morgen_80_413942.html). Zwei künftig notwendige Kompetenzen sind „Datenanalyse: Wissen über Medien und Tools“ und „Datenbasiertes Recruiting: Kennzahlen erheben und auswerten„. Sieht man also das halb volle Glas, so besteht die berechtigte Hoffnung, dass sich die von Ihnen angesprochenen Kenntnisse nach und nach einstellen und auch gelebt werden.
Was für die Berufsbildner „im Kleinen“ gilt, gilt häufig noch für HR „im Grossen“. Auch hier wird sich ein evidenz-basiertes Handeln (https://www.strimgroup.com/blog/evidenzbasierte-entscheidung-3) einstellen und durchsetzen müssen, um vom C-Level weiterhin akzeptiert zu werden.
Freundliche Grüsse
Volker Mayer